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Quellen zur Filmgeschichte 1922

Daten zum Einstein-Film

Im Jahre 1922 wurde ein Film aufgeführt, der Einsteins Relativitätstheorie darstellte. Leider scheint es keine Kopie des Filmes mehr zu geben - zumindest kennt keine Einstein-Gedenkstätte einen Besitzer.
Hier werden nun alle mir bekannten Dokumente über den Film mitgeteilt.

1. Zensurkarte
2. Programmheft
3. Handelsregister-Eintrag zur Produktionsfirma
4a. Frankfurter Zeitung
4b. Filmkurier
4c. Der Tag
4d. Germania
4e. Lichtbildbühne
4f. Filmhölle
4g. Times
4h. New York Times
4i. Umschau
4j. Kulturfilmbuch
4k. Deutsches Museum

1: Zensurkarte
Prüfnummer 5477
Antragsteller: Colonna-Film, Berlin SW 61, Blücherstr. 13
Ursprungs-Firma: Colonna-Film, Berlin SW 61, Blücherstr. 13
Titel des Bildes: Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitäts-Theorie
Untertitel: 1. Teil. 1. Das Relativitätsprinzip.     2. Teil. 2. Lichttheorie.     3.Teil. 3. Die spezielle Relativitäts-Theorie.
Länge: Akt I: 488 m; II: 460 m; III: 477 m; IV: 620 m. Geamtlänge: 2045 m.
Der Bildstreifen wird zur öffentlichen Vorführung im Deutschen Reiche, auch vor Jugendlichen, zugelassen.
Berlin, den 30. März 1922
Film-Prüfstelle Berlin

[Auf den Zensurkarten werden stets alle Zwischentitel der Filme abgedruckt. Aus diesem Grunde ist ersichtlich, dass dieser Film nur "Überschriften", aber keine die gezeigten Experimente erklärende Zwischentitel enthält. Offensichtlich wurde bei der Vorführung (immer ?) ein erklärender Vortrag gehalten, wie er im folgenden Programmheft enthalten ist.]



2: Programmheft Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie
Urheber u. Verleih: Colonna-Film GmbH, Berlin; 4 Akte, 2045 m; Zensurnummer: Berlin 5477 am 30.03.1922 Jugendfrei.

Regie: Hans Walter Kornblum; Buch: Prof. Dr. Otto Fanta; Uraufführung: 4.4.1922 Weitere Autoren: Nicolai, Bück und Lämmel standen in Kontakt mit Einstein.
Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie im Film
Für den Film bearbeitet von Hans Walter Kornblum mit erläuterndem Vortrag.
Vertrieb f.Deutschland: Kultur-Film AG; Dresden, Wienerstr.16 Vertrieb f.d.Ausland: Deutsch-Amerikanische Film-Union AG, Dresden, Wienerstr.16

Die erwähnten Abbildungen sind leider in meiner Kopie des zeitgenössischen Heftes zum Film zu schlecht für eine Wiedergabe.
Bildunterschriften:

(Text:) Zur Einführung

Kaum jemals hat eine Hypothese aus einer abstrakten Wissenschaft die Gemüter der Zeitgenossen so erregt, wie die Einsteinsche Relativitäts-Theorie. Wir sind an Kämpfe für und wider in Dingen des alltäglichen Lebens zwar gewöhnt, vielleicht auch in Dingen der Wissenschaft, die das alltägliche Leben mehr oder minder berühren. Die Einsteinsche Relativitäts-Theorie dagegen hat keinen Einfluss auf die Erscheinungen unserer unmittelbaren Umwelt, und doch gibt es kaum jemanden unter uns, der sich mit dem Problem nicht beschäftigt hat, oder doch wenigstens beschäftigen mochte.

Dieses Allgemeininteresse liess es den Verfassern des vorliegenden Films verlockend erscheinen, dem Wissensdrang weiter Kreise entgegenzukommen und zu versuchen, die Theorie Einsteins, die selbst durch die besten populären Broschüren dem allgemeinen Verständnis nicht wesentlich nähergebracht werden kann, durch ein geeignetes und der Neuzeit entsprechendes Hilfsmittel in ihrem Hauptsächlichsten Inhalt zum Allgemeingut der strebenden Menschheit zu machen. Zwar waren sie sich der ungeheuren Schwierigkeiten ihrer Aufgabe bewusst, die in der Hauptsache darin bestanden, eine abstrakte Gedankenreihe in greifbare Vorstellungsbilder umzusetzen. Dabei musste natürlich mancherlei vergröbert werden, um es überhaupt bildlich erfassbar zu machen, aber hier kam als Zauberer der Film mit seinen fast unbeschränkten Möglichkeiten zu Hilfe, so dass alle zur lückenlosen Darstellung nötigen Gedankenexperimente sinnfällig wiedergegeben werden konnten. Ja, es wurde sogar erreicht, über das Gerüst einer schematischen Versinnbildlichung hinauszukommen, und die Gedankenreihen in die bildhafte Form von Naturvorgängen zu kleiden, wodurch dem ästhetischen Bedürfnis des Zuschauers entgegengekommen wurde und an Stelle einer schulmässig trockenen Belehrung eine anregende Unterhaltung gegeben werden konnte.

Von den Schwierigkeiten, die inhaltlich und technisch zu überwinden waren, kann sich der Laie kaum eine Vorstellung machen, wenn er die Bilder des Films in methodischer Reihenfolge wie selbstverständlich an seinen Augen vorüberrollen sieht. Dabei waren die technischen Schwierigkeiten noch schwerer zu überwinden, als der logische gedankliche Aufbau des Films. Es mussten ganz neue Methoden der Filmdarstellung gefunden werden, um z. B. die Schwingungen des Aethers, der noch von keinem physikalischen Apparat erfasst werden konnte, zu veranschaulichen und um die Geschwindigkeit eines Lichtstrahls, die mit 300000 km in der Sekunde selbst die schnellsten Bewegungen der Himmelskörper um das Tausendfache übersteigt, greifbar zu machen. Es mussten besondere Einrichtungen geschaffen werden, die gestatteten, komplizierte Veränderungen der Modelle oder der Zeichnungen mit minutiöser Genauigkeit vorzunehmen (Abb.1). So waren im Ganzen zur Herstellung des Films etwa 80000 Einzelaufnahmen notwendig, von denen jede gegen die vorhergehende und folgende eine Veränderung, allerdings manchmal nur in dem Ausmasse von 1/10 mm, aufwies. Da bei vielen Aufnahmen 10 - 20 Veränderungen gleichzeitig vorgenommen werden mussten, so ergibt sich eine Zahl von mehr als einer Million Handgriffen, durch die das gleichmässig bewegte Filmbild erzeugt wurde.

Eine ganze Kleinbahn, deren Waffen absolut erschütterungslos läuft, musste gebaut werden, um die Grössenveränderungen, die der Film erforderte, ohne ruckweise Übergänge wiederzugeben. Dabei dauerte die Herstellung der bis auf geringe Bruchteile eines Millimeters ausgerechneten Modelle und Zeichnungen noch länger als die schwierige Aufnahme selbst. So ist in 1 1/2jähriger mühevoller Arbeit der Film entstanden, der in kaum zwei Stunden vor den Augen des Beschauers abläuft und ihm Bilder zeigt, die in ihrer logischen Aufeinanderfolge wie von selbst entstanden erscheinen.

Die logische Entwicklung des darzustellenden Problems war inhaltlich die Hauptschwierigkeit, die zu überwinden war; denn der Beschauer sollte in einen bestimmten, ihm bisher ganz ungewohnten Gedankengang hineingezwungen werden, und jede Lücke des logischen Aufbaus hätte diesen Weg jäh unterbrochen. Deshalb beginnt der Film auch mit den allereinfachsten Begriffen, die jedem denkenden Menschen geläufig sind (Abb. 2). Dieser Vorbereitung, nämlich der Erklärung des Begriffs Relativität, ist der ganze erste Teil des Films gewidmet. Durch verschiedene Beispiele werden zwei Hauptsätze der Mechanik erläutert: Erstens: es gibt keine absolute Bewegte, d. h. ich kann nur die Bewegung zweier oder mehrerer Körper gegeneinander beschreiben, indem ich beliebig einen dieser Körper als "Bezugskörper" wähle (Abb. 3). Zweitens: keine. Bewegung kann an sich betrachtet und beschrieben werden, sondern sie ist abhängig von dem Bewegungszustand der Bewegungsursache. Ein Ball fällt senkrecht von einer in Bezug auf mich stehenden Moschee, dagegen schräg von einer in Bezug auf mich bewegten, d. h. mit der Erde sich drehenden Moschee (Abb. 4). Die Geschwindigkeit und Weite des Wurfes eines Balles von einem bewegten Wagen aus wird in Bezug auf mich grösser, wenn der Werfende sich gegen mich in der Wurfrichtung bewegt, dagegen kleiner, wenn er sich, von mir aus betreachtet [so], in entgegengesetzter Richtung bewegt. (Additionstheorem der Geschwindigkeit).

Nun gibt es aber Naturvorgänge, welche den gesamten mechanischen Gesetzen nicht gehorchen. Diese Naturvorgänge, zu denen auch das Licht gehört, behandelt die Elektrodynamik. Eine der wichtigsten Abweichungen von den mechanischen Gesetzen besteht darin, dass die Geschwindigkeit des Lichts nicht abhängig ist von dem Bewegungszustand der Lichtquelle (Abb. 5). Das Licht kann also keine mechanische Bewegung sein. Deshalb erklärt man die Ausbreitung des Lichts als Wellenbewegung in einem angenommenen Weltenäther. Die Frage nach dem (relativen) Bewegungszustand des Aethers ist unerlässlich. Ein mit genauesten Mitteln angestelltes Experiment von Fizeau zeigte, dass er von materiellen Körpern auf der Erde, also auch von der Erde selbst, nicht mitgerissen wird, also in Bezug auf die Erde nicht ruhen kann. Er muss sich also gegen die Erde bewegen, was einen Aetherwind zur Folge haben muss, wie ein schnell fahrender Wagen einen Fahrtwind erzeugt. Dieser Aetherwindfluss also mit Hilfe des Lichtes, und nur mit Hilfe des Lichtes, festzustellen sein. Wenn ich nämlich zwei Lichtstrahlen aussende, den einen gegen den Aetherwind, den anderen mit dem Aetherwind, so muss der gegen den Aetherwind ankämpfende Strahl offenbar langsamer vorwärts kommen als der andere. Ein sehr berühmtes, grundlegendes Experiment von Michelson und Morley, das zum ersten Mal im Jahre 1879, dann später wiederholt angestellt worden ist, zeigt nun aber, dass die beiden Lichtstrahlen gleich schnell dahineilen, dass also der Aether in Bezug auf die Erde in Ruhe ist, was dem Fizeau-Versuch aber widerspricht.

Die bisher am meisten befriedigende Lösung dieser Widersprüche gibt die Relativitätstheorie; denn sie sucht die Ursache dieser Widersprüche nicht in den in sich geschlossenen und folgerichtig aufgebauten Theorien der Mechanik und Elektrodynamik, sondern in den Voraussetzungen dieser Theorien. Diese Voraussetzungen sind vor allem die Begriffe Raum und Zeit, welche die physikalische Wissenschaft bisher ebenso, wie wir es, im alltäglichen Leben tun, als gegeben und selbstverständlich hingenommen hat, ohne eine wissenschaftliche Definition derselben zu versuchen. Dieses Versäumnis holt Einstein nach. Er kommt zunächst zu dem Ergebnis, dass die Annahme eines absoluten, d. h. für jedes beliebige Bewegungssystem gleichen Zeitablaufes nicht mit den Gesetzen von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in Einklang zu bringen ist.

Um dieses Gesetz zu wahren, müssen wir annehmen, dass in einem gegen uns bewegten System die Zeit langsamer abläuft. Dann würde auch für den gegen uns bewegten Beobachter das Licht die gleiche Geschwindigkeit wie für uns haben, näm-[lich] 300000 km in der Sekunde. Die Notwendigkeit dieses schwierigen Gedankengangs, dessen unerhörte Kühnheit uns fast mit Erschrecken erfüllt, kann durch das bewegte Bild, das ja Bewegungen, also Veränderungen des Orts in der Zeit unmittelbar darstellt, sehr anschaulich erläutert werden. Die durch den Film vermittelte Anschauung lehrt zweifelsfrei, dass es eine absolute Gleichzeitigkeit nicht geben kann, dass vielmehr zwei Ereignisse für den einen Beobachter gleichzeitig und für den anderen Beobachter ungleichzeitig sein können und sein müssen, wenn die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit gewahrt bleiben soll. Daraus folgert auch die verschieden lange Dauer eines Ereignisses für zwei gegeneinander bewegte Beobachter.

Im einzelnen stellt sich diese physikalische Untersuchung ungefähr folgendermassen dar: für Zeitmessungen haben wir Uhren, und um die Gleichzeitigkeit in zwei sehr weit von einander entfernten Orten feststellen zu können, brauche ich Uhren, die genau gleich gehen. Nun ist es nicht angängig, Uhren einfach an einem dritten Orte miteinander zu vergleichen und sie dann an ihren Bestimmungsort zu tragen, denn es ist ja nicht ganz sicher, dass die Uhren nicht durch die Bewegung in ihrem Gang irgend eine Veränderung erfahren. Ich muss deshalb die Uhren von einem dritten Ort aus einregulieren und kontrollieren können. Das kann aber nur mit Hilfe des Lichtes geschehen, da dessen Geschwindigkeit allein konstant, d. h. unabhängig von irgend einem Bewegungszustand ist. Wenn ich nun mit Hilfe des Lichtsignales Uhren in zwei gegeneinander bewegten Systemen einreguliert habe, so zeigt ein einfacher Versuch deutlich, dass diese Uhren verschieden schnell gehen müssen, wenn die Lichtgeschwindigkeit konstant bleiben soll (Abb. 6). Doch erklärt diese Relativierung des Zeitbegriffes allein noch nicht alle Ergebnisse physikalischer Versuche. Wenn wir den Vorgang zweier gegeneinander bewegter Systeme unter Berücksichtigung der Relativität der Zeit untersuchen, so ergibt sich, dass auch die Längenmasse relativ sein, dass nämlich die Körper in einem gegen mich bewegten System in der Bewegungsrichtung mir zusammengedrückt erscheinen müssen. Das Mass dieser Verkürzung ist, selbst bei den schnellsten Bewegungen materieller Körper, dem Laufe der Gestirne, nur äusserst gering, deshalb auch für genaueste Messinstrumente nicht bemerkbar. Erst bei Geschwindigkeiten, die mit der Lichtgeschwindigkeit unmittelbar verglichen werden können, wird die Verkürzung bemerkbar; so wird ein Quadrat z. B. bei 3/4 Lichtg[e]schwindigkeit bis auf ungefähr die Hälfte verkürzt, ein mit 99/100 Lichtgeschwindigkeit gegen mich bewegtes Quadrat würde mir nur noch als schmales Rechteck erscheinen.

So paradox für den an physikalisches Denken nicht gewöhnten Menschen diese Ergebnisse zunächst zu sein scheinen, so klar wird ihm dadurch das Weltbild, wenn ihm einmal diese Grundgedanken der Relativitätstheorie als einzig mögliche Lösung der Widersprüche bei Naturbeobachtungen aufgegangen sind. Ja, es werden uns selbst noch die weitergehenden Schlüsse als notwendig und natürlich erscheinen, zu denen die allgemeine Relativitätstheorie gelangt, z. B. dass auch das Licht der Schwerkraft unterworfen ist, also in der Nähe grosser Massen von seinem geraden Weg abgelenkt wird. Die Sonnenfinsternis vom Mai 1919 hat noch nicht zweifelsfrei diese von Einstein vorausgesagte Ablenkung ergeben; umsomehr richten sich die Erwartungen aller auf die im September 1922 bevorstehende Sonnenfinsternis, die wahrscheinlich den Triumph einer der Kühnsten und in ihren Folgen für die Umgestaltung des Weltbildes wichtigsten Theorie ergeben wird.


Literatur:
1. Fachwissenschaftliche Schriften.
H.A.Lorenz, A.Einstein, H.Minkowski: Das Relativitätsprinzip. Leipzig: B.G.Teubner, 3. Aufl. 1923
M.v.Laue: Das Relativitätsprinzip. Braunschweig: Vieweg u. Sohn, 3. Aufl. 1919
M.Born: Die Relativitätstheorie Einsteins und ihre physikalischen Grundlagen. Berlin: J.Springer 1921
H.Weyl: Raum, Zeit, Materie. Berlin: J.Springer, 4.Aufl. 1921
A.Kopff: Grundzüge der Einsteinschen Relativitätstheorie. Leipzig: S.Hirzel 1921

2. Populäre Schriften
A.Einstein: Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie (Gemeinverständlich). Braunschweig: Vieweg u. Sohn, 6.Aufl. 1920
W.Bloch: Einführung in die Relativitätstheorie. Leipzig: B.G.Teubner 1920
M.Schlick: Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. Berlin: J.Springer, 4.Aufl. 1920
E.Freundlich: Die Grundlagen der Einsteinschen Gravitationstheorie. Berlin: J.Springer, 4.Aufl. 1920
H.Reichenbach: Relativitätstheorie und Erkenntnisapriori. Berlin: J.Springer 1920
E.Sellien: Die erkenntnistheoretische Bedeutung der Relativitätstheorie. (Kantstudien) Berlin: J.Springer 1919

3. Gegner
P.Lenard: Über Relativitätsprinzip, Äther, Gravitation. Leipzig: S.Hirzel, 3.Aufl. 1921
P.Lenard: Über Äther und Uräther. Leipzig: S.Hirzel 1921
H.Dingler: Die Grundlagen der Physik. Leipzig: S.Hirzel 1919
H.Dingler: Kritische Bemerkungen zu den Grundlagen der Relativitätstheorie. Leipzig: S.Hirzel 1921
H.Dingler: Physik und Hypothese. Versuche einer induktiven Wissenschaftslehre, und einer kritischen Analyse der Fundamente der Relativitätstheorie. Berlin: Vereinig. wiss. Verleger 1921
E.Gehrcke: Die Relativitätstheorie, eine wissenschaftliche Massensuggestion. Leipzig: K.F.Kohler 1920



3. Handelsregistereintrag Colonna-Film
Berlin 24240, 2.5.1922: Colonna-Film GmbH. Sitz: Berlin.
Gegenstand: Die Herstellung und die Verwertung von Filmen in jeder zulässigen Form, insbesondere die Verwertung des Films "Die Grundlage der Einstein'schen Relativitätstheorie" und die Herstellung und Verwertung von Werbe- und Vortragsfilmen. [Die Firma produzierte später auch Märchenfilme.]
Das Stammkapital beträgt 300000 M. Geschäftsführer: Direktor Hans Walter Kornblum zu Berlin-Lankwitz, Direktor Karl Schmutzler genannt Karl Ludwig Schröder zu Charlottenburg.
Die Gesellschaft ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 23. März 1922 abgeschlossen. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so erfolgt die Vertretung durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer in Gemeinschaft mit einem Prokuristen, jedoch kann die Geschäftsversammlung einem oder mehreren Geschäftsführern das Recht erteilen, die Gesellschaft allein zu vertreten. Die Geschäftsführer Kornblum und Schröder sind jeder für sich allein vertretungsberechtigt. Als nicht eingetragen wird veröffentlicht: Als Einlage auf das Stammkapital werden in die Gesellschaft eingebracht von den Gesellschaftern Kornblum und Schröder die in õ 4 der Satzung bezeichneten Gegenstände und Rechte zum angenommenen Werte von 225000 M für die Einlagen des Kornblum und 25000 M für die Einlage von Schröder unter Anrechnung in Höhe dieser Werte auf die Stammeinlagen.
Berlin 3.10.1922: Bei Nr. 24240 Colonna Film GmbH: Direktor Karl Schmutzler, genannt Karl Ludwig Schröder, ist nicht mehr Geschäftsführer.
Berlin 17.9.1923: Bei Nr. 24240 Colonna Film GmbH: Kaufmann Friedrich Kordts in Berlin ist zum weiteren Geschäftsführer bestellt
[Weitere Jahre noch nicht ausgewertet.]

4a. Frankfurter Zeitung, 3. April 1922
Der Einstein-Fllm.
Es ist der Leitung des Messeamtes gewiss zu danken, dass sie die Erstvorführung eines ausserordentlich interessanten Versuchs wie ihn der Film "Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie" darstellt, hier in Frankfurt ermöglicht hat. Der ungewöhnlich starke Besuch zeigte das Interesse, das in weiten Kreisen diesem wissenschaftlichen Film entgegengebracht wurde, und der Film, wie der klare und verständliche Vortrag des Herrn Kornblum bewiesen, grosse Ausdrucksmöglichkeiten hat und dass Film und Erklärung sehr wohl in geschickte und gegenseitig sich nicht störende Verbindung gebracht werden können. Dass das Interesse an dem Film allerdings die Angst vor dem verspäteten Mittagessen nicht überwinden konnte, ist dem Film nicht zur Last zu legen, sondern den Besuchern. Und doppelt beschämend war diese allgemeine Flucht nach dem zweiten Teil, weil doch in erster Linie die Pressevertreter die Besucher waren. Gewiss, der Film oder richtiger der Vortrag war zu lang. Es war dem normalen Menschen nicht möglich, im dritten Teil noch aufmerksam zu folgen. Während der erste und zweite Teil zu ausführlich gehalten waren, kamen die schwierigeren Kapitel über die eigentliche Einsteinsche Lehre sehr schlecht weg. Dazu kam noch eine besonders im dritten Teil störende starke Schwerverständlichkeit des Vortragenden, die zwar durch seine Indisposition entschuldigt war, aber nicht verhindern konnte, dass lange Zeit über mir Geräusche, aber keine Worte von den Ohren der Zuhörenden aufgenommen wurden. Möglich, dass an dieser Störung auch allein die ungeschickte Aufstellung des Vorführungsapparates schuld war, dessen starkes Geräusch oft den Vortragenden übertönte.
Diese Fehler werden bei Wiederholungen leicht zu beseitigen sein; dann wird der Film seine Wirkung voll ausstrahlen, denn er kann dies tun. Er wird den Laien nie in die Theorie der Einsteinschen Lehren einführen und will es auch nicht, aber er gibt in vorzüglicher und anschaulicher Weise Aufklärung über den Begriff der Relativität, führt von dem alten klassischen Relativitätsprinzip geschickt hinüber zur Relativität des Raumes und der Zeit und so zur speziellen Relativitätstheorie Einsteins. Was die Bearbeiter des Films, für die neben Hanns Walter Kornblum noch Prof. S. T. Nicolai zeichnet, hierbei geleistet haben, die Schwierigkeiten, die inhaltlich und technisch zu leisten waren, zu überwinden, wird der Laie, der die Bilder vor sich abrollen sieht, sich nicht vorstellen können. Aber er wird jedenfalls eine gewisse Grundlage sich erwerben, von der aus er einen Blick in das schwierige Gebiet der Relativitätstheorie zu werfen versuchen kann. Der Film vermittelt ihm die Elemente, mehr aber kaum, so wie die Kenntnis der Noten noch nicht die Partitur beherrschen lässt

4b. Filmkurier, 4. April 1922
"Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie"
U.T. Nollendorfplatz
Der lang erwartete Einstein-Film der Colonna-Film-Gesellschaft wurde gestern erstmalig öfentlich vorgeführt. Die Hersteller-Firma hat hier in mehr als einjähriger Arbeit einen Film geschaffen, der unbedenklich zu den besten bisherigen Lehrfilmen zu rechnen ist, ja, wahrscheinlich überhaupt der beste ist. Er besteht aus drei teilen, deren erster von der Mechanik ausgehend, die Begriffe "Relativität" und "Bezugssystem" veranschaulichen und in die Probleme einführt, die indiesen schwerwiegenden Worten stecken, der zweite beginnt mit dem Additionstheorem, veranschaulicht die versuche von Fizeau und Michelson sowie die Lorentzsche Erklärung, und der letzte endlich ist der Einstein-Film, hier wird allein die Relativitätstheorie behandelt.
Der Film erfüllt die Aufgabe, den Zuschauer in die schwierige Problemwelt einzuführen und mit den bisherigen Erklärungsversuchen bekannt zu machen, aufs beste. Jedenfalls gibt es kein anderes Mittel, irgend einem Menschen die Relativitätstheorie anschaulicher zu machen, als das Mittel Film, und was ein Film in dieser Richtung überhaupt geben kann, gibt dieser Film. Technisch ist er ein wenig umgleichförmig; möglicherweise liegt das daran, dass im Laufe der Herstellung des zur Anwendung gekommene Tricktechnik erst entwickelt und vervollkommnet worden ist.Manche Teile der Trickzeichnung sind unvergleichlich gut und besser als alles andere auf diesem Gebiet bisher geleistete. Das gilt zum Beispiel für die Veranschaulichung der Wellenbewegung.
Der Einstein-Film ist oben als der bisher beste Lehrfilm angesprochen worden. Das heisst nun keineswegs, dass ein jeder, der den Film ansieht, damit auch die Relativitätstheorie beherrschte. Filme, besonders Lehrsfilne, die eine solche zauberhafte Wirkung hnben, gibt es nicht und kann es nicht geben. Auch wenn ein Fachvortrag den Film begleitet, wie es bei diesem Einstein-Film unerlässlich ist, darf man nicht zu hohe Ansprüche an die Lehrwirkung stellen. Offenbar ist das auch nicht die Erwartung der Hersteller gewesen. Der Film kann nur den Erfolg haben, wenigstens in Laienkreisen, für die er unter anderem auch bestimmt ist, zur Erkenntnis der Probleme zu führen, mit demem sich die Relativitätstheorie beschäftigt. Wer als Laie dem immer schwieriger werdenden Gedankenbau des Films bis zum Schlusse folgen kann, hat damit bereits eine erhebliche Leistung vollbracht. Das liegt, wie sich von selbst versteht, nicht im Film begründet, sondern in der Schwierigkeit des Stoffes. Die Relativitätheorie rüttelt an den Grundfesten der primitiven Erfahrung, an den Begriffen der unveränderlichen Länge, der Gleichzeitigkeit usw., und wenn es dem Film gelingt, bei einem Laien die natürlichen Widerstände zu besiegen, die ihn veranlassen, an den vertrauten, im praktischen Leben nie versagenden Begriffen fettzuhalten, hat der Film bereits viel erreicht; dieser Laie, ist durch den Film zum Nachdenken angeregt.
Etwas anders ist es mit der Wirkung des Films auf "zu Belehrende", mögen es Schüler oder Hochschüler sein. Hier wird der Einsteinfilm in der Hand des guten Lehrers ein unschätzbares Hilfsmittel bei der Veranstaltung der schwierigen Gedankenerperimente sein, ohne die man in die Relativitätslehre nicht eindringen kann.
Hersteller: Colonna Film GmbH Berlin. ~ ~ ~ P.

4c. Der Tag 5. April 1922
"Der Einstein-Film."
Vor Vertretern der Wissenschaft und Presse fand im U.T. Nollendorfplatz die erste Berliner Aufführung des mit grosser Spannung erwarteten Colonna-Films "Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie" statt. Ein Stab von Gelehrten und Fachleuten hatte sich um Hanns Walter Kornblum, den Assistenten Einsteins, geschart, um die Voraussetzungen der Theorie dem allgemeinen Verständnis durch bildhafte, bewegte Darstellungen näher zu bringen. Nach mühseliger anderthalbjähriger Arbeit ist nun dieser Film, aus 80000 Einzelaufnahmen gestaltet, weit umfangreicher, als man ihn sich ursprünglich gedacht hatte.
Drei Hauptteile sind dem Film zugrunde gelegt: der Begriff der Relativitätstheoric und das klassische Relativitälsprinzip, die Wellentheorie des Lichtes und die sich aus ihr ergebenden experimentellen Widersprüche, die Lösung dieser Widersprüche durch die spezielle Relativitätstheorie Einsteins und die Entwicklung der Relativierung von Raum und Zeit.
Wie Hanns Walter Kornblum in seinem Vortrage betonte, soll der Film in erster Linie die Voraussetzungen und Grundlagen darstellen, aus denen heraus Einstein seine Hypothese entwickelte. Dieses Ziel wird durch die mit wissenschaftlicher Sorgfalt aufgebauten Trickaufnahmen, die alle zur lückenlosen Darstellung nötigen Gedankenxrperimente sinnfällig wiedergeben, in vorbildlich belehrender Weise erreicht. Schematisch und an Beispielen aus dem täglichen Leben wird der Begriff der Relativität, des "Bezugssystems" erklärt, werden wir eingeweiht in di« Probleme des Lichtes und des Weltäthers und angeregt zum Nachdenken über die ewigen, unabänderlichen Gesetze des Weltgeschehens.
Wenn man über kleine, technische Fehler hinwegsieht, die insbesondere in der zu grellen, die Augen überanstrengenden Farbenzusammenstellung liegen, so muss man die erste Arbeit der für diese besonderen wissenschaftlichen Zwecke gegründeten Colonna-Filmgesellschaft voll und ganz anerkennen. Mit diesem ersten "philosophischen" Film ist ein neuer, dankbarer Weg beschritten.
Hanns Walter Kornblum verstand es, Filmwerk und Theorie geschickt und volkstümlich zu erläutern. ~ ~ ~ Ori.


dd. Germania 5 April 1922
"Film und Relativitätstheorie"
Der Name Einstein ist sozusagen weltbekannt, über seine Theorie wissen die wenigsten etwas, aber jeder, der heute etwas auf sich hält, giebt vor, sich dafürr zu interessieren. So wäre es denn ein recht lukratives Unternehmen, wenn man die neuen Gedankengänge so mühelos wie die Sensationsfilms im rollenden Bild vermitteln könnte. Die Coonna-Filmgesellschaft machte den Versuch in einer Sondervorführung, aber der Versuch schlug fehl. Denn wo der 2000 Meter lange Film aufhörte, da fing erst Einsteins Theorie an. Alles, was im Bilder gezeigt wurde und was der vortragende Mitverfasser des Films darzulegen und zu demonstrieren versuchte, waren noch mehr oder minder bekannte Tatsachen und Vorkenntnisse. Und dennoch war es interessant, auch nur einen Blick in diese abstrakte, wissenschaftliche Gedankenarbeit tun zu können. Nicht interesant zwar für alle, die zu diesem Film wie zu jedem anderen kamen und die einen erläuternden Vortrag als ein Attentat gegen ihre eigene souveräne Vernunft oder doch als eine Ströung des angenehmen musikalischen Film-Dunkels empfinden. Wertvollen Dienst aber wird dieser Film allen Unterrichtenden bieten, die durch eine exakte bildliche Darstellung die Einführung in schwierige physikalische und astronomische Probleme ihren Schülern erleichtern wollen.       E.


4e. Lichtbildbühne 1922 Nr.15 und 16
Anzeige in Nr. 15: Der Einstein-Film wurde bereits nach Belgien, Japan, Schweden und Schweiz verkauft. Vertrieb für das Ausland: Deutsch-Amerikanische Film-Union AG Dresden,, Wiener Str. 16. Berliner Büro: W 57, Bülow-Strasse 104, Telephon: Amt Kurfürst 6260
Anzeige in Nr. 15: Plakat Ein Plakat von E. M. Schumacher
Anzeige in Nr. 16: Der Einstein-Film mit populärwissenschaftlichem Vortrag über Einsteinsche Relativitätstheorie von Walter Kornblum. Das grösste bisher geschaffene wissenschaftliche Filmwerk der Welt und nach massgebenden Presseurteilen der beste Lehrfilm.
Frankfurt a.M. Seit der Uraufführung (2. April) täglich Vorführungen im Nationaltheater der Nationalfilm-GmbH und im Hörsaal des physikalischen Instituts der Universität. Bei hohen Eintrittspreisen ausverkaufte Häuser. Verlängert bis 23. April.
Darmstadt, Staatstheater täglich ausverkauft.
Dresden, Vorführung in der Aula der Technischen Hochschule mit ungewöhnlichem Erfolg.
Demnächst in allen Grossstädten, Universitäten usw.
Herstellungsfirma: Colonna-Filmges. Berlin SW 62. Blücherstr. 13. Fernsprecher: Moritzplatz 8659.
Vertrieb für Deutschland: Kultur-Film-AG Dresden, Wiener Str.16; Fernsprecher: 42858
Auslandsvertrieb: Deutsch-Amerik. Film-Union AG Dresden, Wiener Str.16; Fernsprecher: 42858; Telgramm-Adresse: Dafufilm Dresden.

4f. Filmhölle Juni 1922
Der Einstein-Film - ein Plagiat?
Züricher Angriffe auf die deutsche Industrie.
Der Züricher Dr. Rudolf Lämmel schildert eine Begebenheit in der "Umschau", die eigentlich von dem angegriffenen Herrn Kornblum, dem "Dichter" des Einstein-Films, nicht mit Stillschweigen übergangen werden dürfte. Dr. Lämmel schreibt:
"Im Jahre 1920 verfasste ich ein Filmmanuskript für die Darstellung der Relativitätstheorie. Das Manuskript lehnte sich an die Erfahrungen, die ich bei meinen Lichtbildervorträgen gewonnen hatte, an. Ich schickte diesen Entwurf an drei grosse deutsche Filmgesellschaften. Die Ufa in Berlin antwortete: die Sache sei ja noch gar nicht abgeklärt, und gemeinverständlich darstellen lasse sich die Frage auch nicht. Übrigens (!) sei sie selber - mit der Herstellung eines solchen Films für Studienzwecke beschäftigt! Ähnlich antworteten die beiden anderen Gesellschaften, aber keine schickte mir das Manuskript zurück!
_... Das Manuskript und damit die Anregung zum Einsteinfilm _... geriet _... in dritte Hände, die unternehmungslustig und einsichtig waren. Herrn KornbIum gebührt das Verdienst, den Wert des Films erkannt zu haben, wenn ich auch heute noch nicht weiss, wieso er in den Besitz des Manuskript kam. Leider hat Herr Kornblum, dem übrigens die Abbildungen in meinen Büchern zur Ver-fügung standen, es unternommen, den Film ohne weitere Beratung durch mich, ja auch ohne Verständigung mit mir durchzuführen! Als ich davon hörte, protestierte ich und erklärte, dass die Bearbeitung und Verfilmung meines Manuskriptes noch frei sei. Gegen Weihnachten 1921 sah ich den Film des Herrn Kornblum, der fast fertig war. Ich erkannte sofort die Mängel und sprach sie offen aus. Der Grundfehler war: Herr Kornblum ist sowenig wie Herr Niclai [Nicolai] in der Lage, die nötigen wissenschaftlichen und pädagogischen Kenntnisse und Erfahrungen in die Verfilmung hineinzubringen. Daher kam etwas Unvollkommenes zustande!
Ich bringe diese Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit deswegen zur Kenntnis, weil es wirklich Zeit ist, dass sich endlich eine Organisation bildet, die einen <d. h. den) deutschen Lehrfilm schafft. Vielleicht führt der Widerhall dieser betrüb-lichen Schilderung dazu, dass sich geeignete Kräfte zusammenfinden, von denen ein jeder, in seiner Begabungssphäre bleibend, ein Optimum leistet. Der Populär-wissenschaftler, der Kaufmann und der Tricktechniker müssen sich mit dem Kapitalisten zu einer grosszügig organisierten Unternehmung einigen, die besten Köpfe müssen mitarbeiten, statt des gähnenden Bürokratismus muh ein moderner und gebildeter Geist die Unternehmung beherrschen!"

4g. Times 4.4.22
"Einstein Theory in Pictures."
Remarkable Films, (from Our Own Correspondent.) Berlin, April 3
An exhibition was given in Berlin this afternoon of the new film produced, under the direction of Professor Nicolai and Herr Kornbaum [Kornblum] to render the Einstein theory of relativity clear to the ordinary mind.
The film was in four sections, each being proceded by a lecture by Herr Kornbaum. The first part illustrated the general idea of relativity, and contained the familiar experiment of an object falling from a car in motion and from a car at rest. The second illustrated the contradictions met with in the accepted theory of light, waves, and the third sought to illustrate the solution of these problems by the Einstein theory in relation to space and time. The last part dealt with the deflection of starlight and its observation during an eclipse.
The attempt thus to explain an exceedingly abstruse problem had obviously called forth the best ingenuity of the scientists engaged in it, arid some remarkable films had resulted. The demonstrators certainly succeeded in convincing the lay audience that them was a problem.
The difficulty lay in filming its solution in such a manner as to be convincing, and it is probable that the demonstrators, with highly specialized knowledge of physics, were not altogether conscious of the limitations of the public in this respect. Some of the astronomical films, both actual and from constructed models, were marvels of ingenuity.

"Times 3. Juni 1922" (nicht gefunden, vielleicht Fehler im Index)

4h. New York Times (mehrere Aufsätze)
New York Times 18.6.22
"Relativity" Film
Explaining the theory of relativity discovered by Professor Albert Einstein is the latest development of moving pictures. Recently the " Einstein Theory " film (or to give the picture its full title, "The Basic Principle of the Theory of Relativity "), was produced in Frankfort-on-the-Main, Germany.
Although the project met with his immediate approval, Professor Einstein, absorbed in his university and scientific work, has not been concerned in the actual preparation of the film. That task has been carried out by his friend, Professor Nicolai (the ex-Kaiser's physician, whose airplane escape to Holland constituted one of the most intense personal dramas of the war), assisted by a group of young German men of science, followers of Einstein.
According to reports, from the exclusively cinematographic point of view, the "relativity film" represents a very striking advance, in that for the first time a series of intricate problems and subtle scientific conceptions are explained by means of screen pictures so clearly and so logically as to enable even the uneducated to get a general grasp of the subject treated.
The film is over 2,000 meters (6.500 feet) long and comprises 75,000 different photographs. The greatest accuracy was demanded, alike of the men of science whose duty it was to manipulate the models used to illustrate the "Relativats" theory, and of the cameramen. On several occasions a movement too rapid by a fraction of a second necessitated the retaking of hundreds of photographs.

New York Times 12.9.22
Film to Show Relativity
Demonstration of Einstein's Theory to be Produced Here Soon
The motion picture will be used in this country to demonstrate Professor Albert Einastein's theory of relativity. A copy of the film, which has already been produced in Europe, has just been brought here from Germany by Edwin M. Fadman, Director of the Equity Films, 229 West Forty-second Street. Mr. Fadman said he intended to have a private showing of the film for the press ans scientists in about a week, and that the public production would follow soon after.
Mr. Fadman said that six university professors worked for two years in the preparation of the film and that 76000 drawings were required

New York Times 6.2.23
It Simply Can't Be Done
Now it is by means of moving pictures that the theory of Dr. Einstein is to be made comprehensible to others than the twelve men whom, alone of all the earth's inhabitants, he, according to report, credited with the ability to understand it. In other words, relativity has been filmed and all who choose can go and see on the white curtain just what the thing is and how it works.
Such at any rate, is the promise, bwt already doubters have arisen. Having seen the pictures, they say, just as have many readers of "popular" articles on the subject, "Why, yes, all that is perfectly comprehensible. Anybody can understand it and most people know it before." Then, it they are persons at all thoughtfull, they ask themselves why Dr. Einstein limited so narrowly those competent to judge h|s discoveries and contentions, and it occurs to them that, as he was not likely to be mistaken, perhaps what they saw in the theatre, like what they read in the magazines, had little or nothing to do with Einsteinian relativity.
And the wiser the doubter are the more they will doubt, and a good many of them, considering the matter carefully, will come to the sound conclusion that there ls but one way to arrive at an understanding of what the doctor has in mind. It is a simple way, though not easy.
Starting with a mind having a more than ordinary turn for mathematics, one must study that science for fifteen or twenty years to the almost complete exclusion of anything else. Then, having mastered all its higher and highest forms and extensions, one will be prepared for the further step into the domain where Dr. Einstein has led the way.
The attempt to explain his theory to people who know only the elements of arithmetic, algebra and geometry is quite hopeless. The thing cannot be done, and, however humiliating the confession may be, most of us will be obliged either to take our Einsteinism on trust or jost ignore it, as we do so much else in mathematics, as of no concern to us.

New York Times 4.2.23
Relativity, Filmed, Is as Lucid as Ever
Motion Pictures Explain Many Things in Trying to Explain Einsteins Theory.
Show That Space Is Bent
But, Like Man Walking Backward on Moving Boat, tha Spectators Get Nowhere.
Many of the illustrations commonly used in attempting to explain the Einstein theory were presented strikingly in motion pictures at tha Rivoli Theatre yesterday by Hugo Riesenfeld.- It was a private view largely for the benefit of scientists and educators. Dr. Nicholas Murray Butler and other wellknown men were in the audience.
The film announced in the beginning that it was to be strictly popular and also that Dr. Albert Einstein had himself said that there were only twelve persons living who could really comprehend his speculation. It is not probable that any additions will be made, to this jury of true comprehenders by the filming of the theory. A British professor attributed the popularity of the Einstein theory to its "pleasant incomprehensibility." The theory was not robbed yesterday of that attractive feature.
The film was easily an improvement over the scores of volumes which have been written to set forth the figures of speech and analogies which have been considered to assist materially in getting the idea of the theory itself. These figures and analogies are beautifully done in the films. It is shown for instance, with perfect ludicity that a man walking backward in a boat going forward may be in a stationary position with reference to a point on the shore. It shows how an observer in one position might think that two lights were lit simultaneously while a third observer might think that one light was lit before the other.
The Falling Ball Demonstration
It shows how a cannon bell dropped from a tower falls straight to earth and yet describes a wide curve, because the earth is rotating at the rate of 1.000 miles an hour and moving in its orbit at the rate of 1100 miles an hour. As a result the point at the foot of the tower has moved a great distance between the time when the ball was released and the time when it hit the ground.
The fact that people regularly forget the motion of the earth with respect to the sun, and the motion of the solar system with respect to the stars, and that they have a strictly local idea of episodes on the earth, is forcibly demonstrated by a variety of illustrations. Some of these were so well done that the learned audience applauded like an ordinary audience seeing the rescue of Jackie Coogan. There were thrills in this dramatisation of mathematics.
On the other hand, a perfect understanding of the illustrations seems to be consistent with blank ignorance of what they illustrate. The analogies are all clear as a bell. It is what they are all about that foils the humble student of relativity. It is plain that things look one way to a man on a moving train and another to a man in a field, but it is hard to see how this proves that space is bent.
Rays from stars are shown making an angle as they pass by the sun, and it is explained that they take that path, not because they are pulled out of position by gravity, but because the space is twisted and there is no other way for the rays to go.
A Few Missing Links.
This is a simple idea in itself, but there seem to be several links missing in the logical chain that connects it with the optical illusions and the tricks played upon observers by difference of viewpoint. The illustrations of the theory and the effects attributed to the theory are thus presented with crystal clarity. Everything is plain but the theory.
The eclipse test of the Einstein theory is shown neatly by drawings of the star field as it is normally seem and as it is apparently distorted by the space-bending effect when the rays from the stars pass close to the sun during an eclipse. Einstein was strongly supported by the photographs taken by the British eclipse expedition. In 1919 showing an apparent dislodgement of the stars near he sun's rim from their true position. This is of great interest today, because the results of the second eclipse test are expected in a few weeks when Dr. W. W. Campbell, President of the University of California, makes public the evidence of the photographs which his expedition to Australia took of the eclipse of last September.
The film also makes a brave attempt to explain to the popular mind the fourth dimension of space and how Einstein measures the universe by a space-time yardstick. The success of the film in this respect probably exceeds that of the scores of volumes in which popuar scientists with publishing, house connections have attempted to dish the theory up for the public.
The film has received the personal attention of Dr. Albert Einstein and other scientists and has since been popular, ized by others. Contrary to Dr. Einstein's own claims, the film announces that the Einstein theory may have farreaching consequences on human existence, perhaps making future like as different from the present as the present is from the cave-man stage of existence. On his visit to this country Einstein and his followers were of the opinion tht his discovery of relativity should have no practical application to physical conditions on the earth.

4i. Umschau (mehrere Aufsätze)
Umschau 1921, S.546
Die Relativitätstheorie im Film.
Nach Manuskripten und unter Mitwirkung von Dr. Otto Büek, Prof. Dr. Fanta (Prag), Dr. Rudolf Lämmel (Zürich) und Prof. G. F. Nicolai wird ein Film aufgenommen, der den Titel "Die Grundlagen der Relativitätstheorie" führen wird. In langwieriger Arbeit soll es gelungen sein, die Autnahmetechnik des Films den darzustellenden Bewegungsvorgängen anzupassen und zugleich eine wissenschaftlich nicht unkorrekte, dem Aufnahmevermögen des Beschauers entsprechend vorschreitende Darstellung der Grundbegriffe zu erzielen. Auch soll die Filmdarstellung eine solche Steigerung zulassen, dass das Interesse gerade auch des nicht vorgebildeten Publikums sich von Anfang bis Ende mühelos konzentrieren kann. Sogar abstrakte Denk- und Forschungsresultate, z. B. die Relativität des Zeitablaufs, zu denen die Schöpfer der Relativitätstheorie nur durch schwierigste Berechnungen und Aufstellung neuer mathematischer Formeln gekommen sind, sollen sich durch die besonderen Möglichkeiten des Films eindringlich vorstellen lassen.

Umschau 1921, S.604-605 (Zurück zum Artikel 1922> )
Verfilmung der Relativitätstheorie.
Von Dr. Rudolf Lämmel (Meilen-Zürich).
Das relativistische Denken verläuft in drei weiten Kreisen der Erkenntnis: zuerst muss das alte, klassische Prinzip, wie es im wesentlichen schon Newton vorschwebte, verstanden sein. Der zweite Kreis ist das von Einstein 1905 aufgestellte "Spezielle Relativitäts-Prinzip" (wie wir es heute nennen). Die dritte Stufe aber ist die von Einstein 1916 aufgefundene grosse Ausdehnung des neuen Gedankens, welche wir als das "Allgemeine Relativitätsprinzip" bezeichnen. Bei der Verfilmung kann es sich, wie wir heute dem Problem gegenüberstehen, nur um die beiden ersten Stufen handeln.
Das klassische Relativitätsprinzip spricht im wesentlichen die Relativität jeglicher Bewegungserscheinung aus. Bei der von mir gewählten Form der Darstellung wird der Vorgang des freien Falles eines Körpers gewählt, um dem Zuschauer zu beweisen, dass es gar keine "wirkliche" Figur für die Fallinie gibt, keine "wirkliche" Grösse oder Richtung der Geschwindigkeit. Die Fallinie wird also einmal so gezeigt, wie sie uns als Beobachter auf der Erdoberfläche erscheint, dann vom Mond aus, dann von der Sonne aus. Es wird dann im Film vorgeführt, wie sich nach der hergebrachten Meinung der Astronomen die Bewegung der Erde durch den Weltraum hindurch darstellt: die Sonne läuft auf einer unbestimmt gekrümmten Linie, die Planeten beschreiben Spiralen um sie und jeder auf der Erde frei fallende Körper muss nun auch noch sein Stück der Weltraum-Spirale der Erdbewegung mitmachen. Aber auch diese Anschauung ist nur eine vorläufige Orientierung des menschlichen Geistes, denn im Grunde hängt hier alles davon ab, zu erkennen, welche Form der Weg der Sonne durch den Raum hat. Aber dies (in meiner Darstellung als ein Fallen des Sonnensystems zur Weltkörpermitte aufgefasst) ist doch im Grunde wieder das ursprüngliche Problem, nur um einige Stufen weiter verschoben: wir können die wahre Form des Weges der Sonne durch den Weltraum nicht sehen, sondern immer nur jene Form, die uns von einem bestimmten Stern aus erscheint. Überhaupt: "Was ist Wahrheit?!".
Das Spezielle Relativitätsprinzip anerkennt die Lichtgeschwindigkeit als eine universelle Konstante und baut darauf ein neues System von Begriffen auf, die so eingerenkt werden, dass bei der Verwendung dieses Gedankengebäudes zur Beschreibung der Wirklichkeit keine Widersprüche auftreten. Es wird nun im Film ein Gedankenexperiment durchgeführt, in dessen Darstellung die ganze Brauchbarkeit und der lehrhafte Wert des Kinos klar zutage tritt. Zwei Astronomen A und B sind an einem Ort, von dem aus ein Lichtstrahl in die Welt hinausblitzt. Der Beobachter A wird nun dem Lichtstrahl nachgeschickt, B aber bleibt an seinem "Ort". Beide beobachten den Kopf der Lichtwelle, die z. B. nach rechts hin sich ausbreitet. Beide verfolgen, wie sich das Licht von ihnen aus in die Tiefen des Raumes ausbreitet. Beide ermitteln die "Geschwindigkeit" nach der üblichen einfachen Regel: man dividiere den Weg durch die Zeit. - Beide finden, dies ist tatsächliches Ergebnis, oder mindestens die übliche Auslegung der bisher bekannten wirklichen Experimente (wir beschreiben ja und stellen im Film dar: ein Gedankenexperiment!) - beide finden die gleiche Geschwindigkeit. Dazu ist noch zu beachten, dass nach dem klassischen Relativitätsprinzip es auch der Beobachter B sein könnte, der dem Lichtstrahl nacheilt, während A "am Orte" bleibt. Auch in diesem Fall muss sich die gleiche Grösse der Lichtgeschwindigkeit ergeben, 300 000 km/sec. Dadurch, dass der Film imstande ist, die wirkliche Ausbreitung des Lichts, wenigstens schematisch zu zeigen, ist der Laie imstande, den grundlegenden Gedanken klar zu erfassen. Denn dies ist bei den meisten Versuchen populärer Darstellung der wunde Punkt: der Nichtfachmann ist ausserstande, sich auf Grund einer Beschreibung genügend klar vorzustellen, wie sich das Licht relativ zum einen wie zum andern Beobachter gleich schnell ausbreitet. Ebenso kann nun das berühmte Experiment von Michelson und Morley im Film gezeigt werden, und es wird hier mit Hilfe von wenig zu den Bildern hinzugefügten Worten klar, wie grundlegend und entscheidend es im Laufe der Geschichte werden musste. - Ich habe vor 2 Jahren eine Sammlung von 50 Lichtbildern hergestellt und mit denselben öffentliche Vorträge über die Grundlagen der Relativitätstheorie gehalten. Dies bedeutete gegenüber einer abstrakten Darstellung gewiss einen Fortschritt. Allein ich empfand es bei der Besprechung der Bilder stets als einen bedeutenden Übelstand, dass sie sich nicht bewegen liessen. Daher ging ich 1920 daran, den Film auszuarbeiten, der sich an den einmal als richtig erkannten Weg der Einführung anschloss.
Im Film allein kann man sehen, was sonst nur eben gesagt werden kann: wie das Vergehen der Zeit von der Bewegung abhängt. Sobald zwei Beobachter räumlich auseinanderkommen, gerät auch ihr Zeitverlauf in einen eigentümlichen Zustand, den wir als "Gleichzeitigkeitslosigkeit" bezeichnen können. Ebenso werden die Längenmasse ungleich. Nur der Film vermag ein anschauliches Bild zu geben, wie bei Zunahme der Geschwindigkeit der Zeitverlauf ein "hastigerer" wird und die Längenmasse zu schrumpfen beginnen. So bietet sich hier ohne Zweifel ein selten günstiges Feld für die Verwertung des Kino. Da kommt das Sensationsbedürfnis des Publikums ebenso auf seine Rechnung wie der Wunsch, nach ernster Kost, den angeblich die Kino-Reform-Kreise haben sollen. Es ist nur zu bedauern und mag bei dieser Gelegenheit festgestellt werden, dass die Berliner Kino-Reform-Zentralstelle, mit der U. F. A. zusammhängend, früher mit dem Unterrichtsministerium irgendwie verquickt, offenbar an einer Art "Überorganisation" leidet und vielleicht auch noch an schlimmeren Übeln krankt. Denn zuerst haben diese Leute mir geschrieben, was ich wolle, sei überhaupt unmöglich, die Sache sei noch zu wenig abgeklärt usw. Auch jetzt ist die Verfilmung auf sehr merkwürdigen Wegen zustande gekommen. Ich weiss es nicht, welche dunklen Mächte die Veranlassung waren, dass mein Film-Manuskript vom November 1920, das der Berliner Filmindustrie und der staatlichen Stelle angeboten wurde, bis September 1921 warten musste - vielleicht wissen es andere Leute, die dort die Überorganisation organisieren helfen.

Umschau 1922, S. 247-249
Der Einsteinfilm.
Im vorigen Jahr (Umschau 1921 Nr. 41 ) hat Herr Dr. Lämmel unseren Lesern den Plan zu einem Einsteinfilm entwickelt, welcher die Grundlehren der Relativitätstheorie einem weiteren Kreis nahe bringen soll. Kein anderes Anschauungsmittel dürfte ja auch geeigneter sein, die Verknüpfung von Raum und Zeit anschaulich zu machen.
Dieser Film ist nun Wirklichkeit geworden. Am 2. April wurde er zum ersten Mal vor einem geladenen Publikum zur Eröffnung der "Frankfurter Messe" vorgeführt. Der Film ist bearbeitet von Prof. G. F. Nicolai und dem Direktor der Colonna-Filmgesellschaft H. W. Kornblum unter Mitwirkung von Dr. Büek, Dr. Fanta und Dr. Lämmel. Zunächst wird dem Beschauer die Bedeutung des "Relativen" bildlich vorgeführt und wird gezeigt, dass oben und unten nur dann einen Sinn hat, wenn es auf den augenblicklichen Standpunkt eines Menschen bezogen wird, dass man Ruhe oder Bewegung eines Körpers nur in bezug auf einen anderen Körper erkennen kann. Die Frage, wie ein Körper sich wirklich bewegt, d. h. ohne Rücksicht auf einen anderen Körper, können wir nicht beantworten. Dies hat Newton bereits erkannt. Das verstehen wir unter dem klassischen Relativitätsprinzip. An allerlei Beispielen wird uns das verdeutlicht.
Es wird gezeigt, dass ein Ball, von einer Brücke ins Wasser geworfen, an anderer Stelle niederfällt, als gleichzeitig von einem fahrenden Wagen. Wir sehen einen Bootsmann sein Boot fortstossen: er bewegt sich rückwärts mit Bezug auf das Boot, aber bleibt an derselben Stelle mit Bezug auf das Ufer. Wir sehen, wie unter Umständen die gerade Linie für einen Beschauer zur gekrümmten wird. - Wir wundern uns nicht weiter darüber, wenn von zwei Geschossen, die von der Erde nach dem Monde abgeschossen werden, und zwar mit derselben Geschwindigkeit, das später abgeschossene früher ankommt als das erste, je nachdem die Drehrichtung der Erde das Geschoss beschleunigt oder verzögert. Aber der Lichtblitz, der jedesmal aufleuchtet, macht diese Abweichung nicht mit. Der zuerst aufleuchtende Lichtblitz kommt tatsächlich auch zuerst an. Woran liegt das? Das hängt mit einer Reihe von Erscheinungen zusammen, deren Erklärung in den letzten Jahrzehnten den Physikern ausserordentliche Schwierigkeiten gemacht hat.
Es wird die Wellentheorie des Lichtes demonstriert (Enten, die im Wasser plätschern, erzeugen Wellen, die einander schneiden), und schliesslich wird ausführlich der Widerspruch vor Augen geführt, der sich aus der Wellentheorie des Lichts und dem Michelsonschen Versuch ergibt.
Der Film zeigt uns das Experiment der Amerikaner Michelson und Morley, aus dem hervorgeht, dass die Lichtgeschwindigkeit in der Richtung der Bewegung der Erde ebenso gross ist wie in jeder anderen Richtung, dass die Ausbreitung des Lichtes unbeeinflusst bleibt, wenn sich die Erde entgegengesetzt zum Lichte bewegt.
Schliesslich wird an Uhren und Bewegung von Zügen die Relativierung von Raum und Zeit klarzumachen versucht.
Ist die Idee gelungen, d. h. glückt es vermittels des Films einem gebildeten Laien die Hauptgedanken der speziellen Relativitätstheorie klarzumachen? Wir müssen leider mit einem Nein antworten.
Und trotzdem glauben wir, dass durch einige Abänderungen, durch eine gewisse Regieverbesserung, viel mehr mit dem Film erreicht werden könnte. Der Film leidet an viel zu grosser Länge. Die Vorführung mit den vorzüglichen Zwischenerläuterungen dauerte gut 2 Stunden. Für einen Normalmenschen ist es eine vollkommene Unmöglichkeit, 2 Stunden lang mit gespanntester Aufmerksamkeit und unter intensivster Denkarbeit bis zum Schluss zu folgen; und die Anforderungen an die Denkanstrengungen wachsen gerade in der zweiten Stunde. Der Film mit Erläuterungen müsste so zusammengestrichen werden, dass er auf keinen Fall länger als eine Stunde in Anspruch nimmt. Oder ein anderer Ausweg: man müsste einen "kleinen" Einstein-Film und einen "grossen" vorführen, so dass im ersteren nur ein Extrakt des zweiten enthalten wäre. Der grosse Einsteinfilm nur für Fortgeschrittenere.
Ein zweiter Mangel: der Film ist mit grösster Logik aufgebaut. Wer über der Materie steht, bewundert die Folgerichtigkeit, mit der sich ein Bild an das andere schliesst. Wer aber das Thema nicht schon vorher beherrscht, erkennt gar nicht diesen Bau. Er wird durch hunderte von Gassen und Winkeln geführt, bekommt zahllose Eindrücke, weiss am Anfang nicht das Ziel des Weges und am Schluss nicht, wo er angelangt ist. Auch diesem Fehler könnte abgeholfen werden. Es wäre erforderlich, dem Beginn des Films einen Vortrag von 10 Minuten vorzuschalten, in welchem ein ganz kurzer Überblick über die Materie gegeben würde, die der Film veranschaulichen soll. Damit würde der Zuschauer während der Filmvorführung einen Leitfaden haben, an dem er erkennt, welchem Ziel die scheinbar zusammenhanglosen Einzelbilder zusteuern, deren logische Aneinandergliederung er sonst im Augenblick gar nicht zu erfassen vermag.
Wie der Vortragende, Herr Direktor Kornblum, mitteilte, hat die Anfertigung des Films über anderthalb Jahre gedauert. Während für einen andern Film an einem Tage hunderte von Metern aufgenommen werden können, war es in diesem Fall nicht möglich, mehr als durchschnittlich 5 Meter anzufertigen, da er fast ausschliesslich aus sogenannten "Trickaufnahmen" besteht, d. h. aus Aufnahmen, die nur scheinbar Bewegung darstellen, die aber in Wahrheit aus Einzelaufnahmen bestehen, zwischen deren Anfertigung je eine geraume Zeit verstreichen muss.
In Anbetracht der ausserordentlich grossen Kosten und des Aufwands an geistiger Arbeit wäre es schade, wenn die Mühe mehr oder weniger umsonst gewesen wäre. Wir möchten glauben, dass unter Berücksichtigung der obigen Vorschläge aus dem jetzigen Film etwas wirklich Nützliches geschaffen würde.

4j. Kulturfilmbuch 1924
Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie als Lehrfilm
Von Hannswalter Kornblum
Direktor der Colonna Film G. m. b. H.
Mit dem Film über die Grundlagen der Einsteinschen Relativitäts-Theorie ist zum ersten Male der Versuch gemacht worden, eine ganze Theorie, d. h. ein umrissenes Wissensgebiet in einem Film darzustellen. Das Unterfangen war sicherlich kühn, denn der Gegenstand des Films war - gedanklich, inhaltlich und technisch - so ziemlich das schwierigste, was sich finden liess. Trotzdem reizte gerade die Schwierigkeit des Problems, die Ausführung zu versuchen.
Die erste Aufgabe war, das Stoffgebiet zu umgrenzen. Dabei ergab sich bald, dass von einer Darstellung der gesamten Einsteinschen Relativitäts-Theorie keine Rede sein konnte, schon aus dem Grunde, weil dazu ein Zyklus von mindestens 6 Filmen nötig gewesen wäre, um auch nur das allerwichtigste zu behandeln. Die Autoren, von denen Prof. Dr. Nicolai und der Verfasser dieses Aufsatzes den Hauptanteil an dem Manuskript haben, beschränkten sich also auf die Darstellung der wichtigsten Gesichtspunkte der speziellen Relativitäts-Theorie und nannten den Film dementsprechend die "Grundlagen der Einsteinschen Relativitäts-Theorie".
Aber auch bei dieser Beschränkung zeigte sich, dass das Verständnis der Einsteinschen Annahme eine Reihe von Kenntnissen der Naturerscheinungen und Naturgesetze erforderte, die nicht ohne weiteres beim Laien-Publikum und der nicht physikalisch vorgebildeten Jugend vorausgesetzt werden durften.
Das waren einerseits die wichtigsten Gesetze der klassischen Mechanik und der Erscheinungen des klassischen Relativitäts-Prinzips und andererseits die grundlegenden Theorien des Lichtes und deren Begründung durch die Versuche von Foucault, Fizeau, Michelson und Morley. Dementsprechend ergab sich von vornherein eine Dreigliederung des ganzen Films. Der erste Teil sollte die Erscheinungen der klassischen Mechanik behandeln, der zweite Teil in die Licht-Theorie einführen und der dritte endlich die grundlegenden Schlüsse aufdecken, die Einstein aus den Beobachtungen und Erscheinungen gezogen hat.
Bei der Ausführung des Films zeigte sich nun die grosse Schwierigkeit, diese zum grössten Teil rein abstrakten Gedankengänge in bildliche Darstellung umzusetzen. Naturaufnahmen konnten, da es sich im allgemeinen um sehr schnelle Vorgänge (von Lichtgeschwindigkeiten) handelte, nur in ganz beschränktem Umfange benutzt werden, und so musste man den ganzen Film fast ausschliesslich aus Tricks zusammensetzen. Diese bittere Notwendigkeit erhöhte natürlich die Schwierigkeiten ungemein, und zwar sowohl hinsichtlich der technischen Durchführung wie auch der Anforderungen, die an das Publikum gestellt werden mussten.
Deshalb war es nun die weitere Aufgabe, diese Trick-Darstellungen so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, um den Zuschauer, an den schon durch die Schwierigkeit des Stoffes grosse Anforderungen gestellt wurden, nicht zu sehr zu ermüden. So wechseln also in dem Film rein schematische Darstellungen mit bildhaften ab, nur selten unterbrochen von kurzen Naturszenen. Dabei hat es sich gezeigt, dass die schematischen Darstellungen durch die Eigenartigkeit ihrer Tricks ebenso grossen Anklang beim Publikum gefunden haben wie die bildhaften oder die Naturaufnahmen, denn es wurde bei jedem Bilde versucht, ein Überraschungsmoment zu bringen. Bei den bildhaften Darstellungen kam es in erster Linie darauf an, mit möglichst klarer Anschaulichkeit des Vorganges eine ästhetisch einwandfreie, möglichst künstlerische Bildwirkung zu verbinden. Deshalb wurden für ihre Entwürfe verschiedene Künstler herangezogen.
Die Schwierigkeiten der technischen Durchführung waren so gross, dass die Arbeit an dem Film sich über 1 1/2 Jahre erstreckt hat.
Galt es doch, einmal für die Darstellung dieser schwierigen Probleme ganz neue Wege zu finden - irgendwelche Vorbilder aus populären Büchern über die Relativitäts-Theorie lagen kaum vor -, und dann stellte der Gegenstand an die Exaktheit und Feinheit der Bewegungen derartig grosse Anforderungen, dass für jedes Bild lange Vorübungen der Zeichner und Operateure notwendig waren. Bewegungen von 1/20 Millimeter pro Bild, die durch 1000-2000 Bilder durchgeführt waren, bildeten die Regel, und dabei durfte, um die Stetigkeit der Bewegungen zu gewährleisten, keine irgendwie nennenswerte Abweichung vorkommen. Da nun bei manchen Bildern 10-15 verschiedene Bewegungen erforderlich waren, ergaben sich pro Meter Filmlänge etwa 750 Handgriffe, d. h. pro Minute Filmvorführung etwa 15000 Handgriffe, von denen jeder mit grösster Präzision eine ganz geringe und stets gleichmässige Bewegung vollführen musste.
Das Zustandekommen des Films ist dem Interesse einiger sonst dem Film vollständig fernstehender Herren zu verdanken. Die Idee zur Herstellung eines Films der Relativitäts-Theorie hatte der Verfasser bereits im Jahre 1920, als er Leiter der Lehrfilm-Abteilung der Deulig G. m. b. H. war. Die Deulig konnte sich indessen nicht entschliessen, die für einen Lehrfilm damals nicht unerheblichen Kosten anzuwenden, und deshalb wurde eine besondere Gesellschaft, die "Colonna-Film G. m. b. H.", gegründet, die sich ausschliesslich der Herstellung von Lehrfilmen widmen wollte. Die Aufnahme des Films im In- und Auslande hat denjenigen, welche ideell und materiell an einen Erfolg glaubten, Recht gegeben. Über keinen anderen Lehrfilm sind derartig viele Presseberichte erschienen, die bemerkenswerterweise sehr oft je nach der politischen Einstellung des Blattes beistimmend oder abfällig waren. Handelte es sich hier doch nicht um den Film, sondern um die Person Einsteins und den Kampf um die Relativitäts-Theorie, der ja jetzt glücklicherweise durchgefochten ist und nach den Ergebnissen der letzten Sonnenfinsternis-Beobachtungen und anderer Untersuchungen mit einem vollständigen Siege der Relativitäts-Theorie geendet hat.


4k. Deutsches Museum Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte, 25. Jahrgang 1957, Heft 3
Ein kurzer Abschnitt aus: Fuchs, Franz: Der Aufbau der Physik im Deutschen Museum 1905 - 1933
_... Zu besonderem Danke wären wir Ihnen verpflichtet, wenn Sie uns Vorschläge für die in diesem Räume anzubringenden Tafeln in dem Ihnen unterstellten Institute entwerfen und uns zur weiteren Ausgestaltung überlassen wollten. Wir bemerken hierzu, dass wir auch Herrn Geheimrat Sommerfeld eine Reihe von wertvollen Anregungen für den Saal 'Aufbau der Materie' verdanken _... "
Prof. M. Planck wollte (16. 2.1924) gerne mitwirken, um den geplanten Raum würdig auszugestalten und versprach die Angelegenheit bei seinem nächsten Besuch in München an Ort und Stelle zu besprechen. Zur Mitarbeit empfahl er Prof. L. Grätz.
Nach der Besprechung schrieb v. Miller optimistisch an Planck: "Indem wir zuversichtlich hoffen, dass der geplante Saal unter Ihrer Oberleitung ein historisch und wissenschaftlich wertvoller Teil unseres neuen Museums wird, zeichnen wir _..."
Prof. Grätz übernimmt nach Rücksprache mit v. Miller gerne die Ausarbeitung von sechs Tafeln über Energiegesetze, kinetische Gas- theorie, mechanische Wärmetheorie, Thermodynamik, Energie und Masse.
Die Texte wurden in schöner Schrift geschrieben und unter Glas und Rahmen aufgehängt.
Die Bildnisse der um die Erforschung der Energiegesetze verdienten Physiker wurden im Saale angebracht; als v. Miller die Probeaufhängung ansah, sagte er zu mir: "Wo soll da das Bild vom Einstein hinkommen? Wenn der den Raum anschaut, möchte er seinen Platz sehen!" Darauf hing ich an bevorzugter Stelle noch einen Rahmen auf, der leider leer geblieben ist.

11. Die Relativitätstheorie
Selbstverständlich hatte v. Miller auch den Wunsch, den Besuchern einen allgemeinen Begriff von der Bedeutung der Relativitätstheorie zu geben, über die damals so viel in der Presse geschrieben wurde.
Als ich mich im Herbst 1922 zwecks Erläuterung eines UFA-Films [Colonna-Film !] über "Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie (Auf den ersten Vortrag im Wagnersaal am 5.12.1922 folgten im Jahre 1923 noch drei weitere Vorträge in Aufgsburg, Stuttgart und München (Mathildensaal)) mit diesem Thema eingehend befassen musste, liess ich gleichzeitig einige Tafeln über Addition von Geschwindigkeiten, über den Michelson-Versuch, über Gleichzeitigkeit usw. für das Museum entwerfen und legte sie Herrn v. Miller vor. Hierauf ersuchte er mich, diese Entwürfe in einem Vortrag im Konferenzraum zu erläutern. Ich kam diesem Wunsche an einem Julinachmittag 1923 nach. O. v. Miller lud das ganze Museumspersonal einschliesslich der Mechaniker, Schreiner, Bildhauer usw. ein und ermahnte sie, recht scharf aufzupassen, damit sie sich nachher an der Diskussion beteiligen können. Der Vortrag dauerte eineinhalb Stunden; trotz der grossen Hitze wurde O. v. Miller nicht müde zuzuhören und sich im Stehen ganze Aktenseiten voll Notizen aufzuschreiben, die er mir am Schluss übergab. Die Tafeln wurden zunächst nicht ausgeführt.
Als v. Miller Anfang 1924 Einstein selbst um seine Ansicht fragte, bestätigte dieser ihm die Möglichkeit, die Probleme zu kennzeichnen, mit denen er sich hauptsächlich beschäftigt hat, nämlich die Ausbreitung des Lichtes und die Trägheit bzw. Masse. Einstein empfahl Prof. Thirring in Wien als Mitarbeiter. O. v. Miller schrieb hierauf an diesen. Prof. Thirring empfahl zur Kennzeichnung der Probleme, mit denen sich die Relativitätstheorie beschäftigt, eine Tafel aus seinem Buche: "Die Idee der Relativitätstheorie" und schrieb: "Ich verhehle mir nicht, dass diese Tabelle aus dem Zusammenhange meines Buches gerissen, dem Laien vollständig spanisch vorkommen muss. Wollte man nun eine erläuternde Legende dazu schreiben, so müsste man, um alles zu erklären, wiederum fast den ganzen Text des Buches bringen. Ich sehe darum Ihrem an und für sich begrüssenswerten Unternehmen mit einiger Skepsis entgegen." Damit liess v. Miller den Plan fallen.
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